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des Winters die Sonne hochsteigt und neues Leben

wird, so gebiert ihr Heldentod, ihre Selbstaufopfe­

rung neues Leben, und ihr Andenken soll hoch am

Himmel stehen und leuchten wie die Sonne. Sie soll

uns an die Helden mahnen, die genauso licht und

rein sind wie sie.“

Erste Verunsicherung

Die Monate bis zum Ende des ROB-Lehrgangs am

31. Mai vergingen dann im Alltagstrott aus Unter­

richt, Exerzieren, Schießübungen und zumeist lang­

weiligen Wochenenden. Günther zählte die Tage,

folgte auf den Lehrgang doch ein zweiwöchiger

„Heimaturlaub“ in Brühl: „Man stelle sich vor: 14 Tage

zu Hause. 14 Tage Mensch. Kein Dienst. Frei!! Gott,

muss das schön sein!!!“ Die Tagebucheinträge vor den

abschließenden Prüfungen und Besichtigungen zei­

gen jedoch einen eher bedrückten Offiziersanwärter.

„Natürlich, wie gewöhnlich, je mehr es dem Ende zu­

geht, umso pessimistischer wird es mir zumute“,

klagte er am 20. Mai. „Ich sehe mich schon mit

Glanz und Gloria durch den Lehrgang segeln.“ Es

waren aber keinesfalls Zweifel am eigenen Können,

die Günther beunruhigten: „Im Wissen nehme ich

es mit den meisten hier auf und sowohl in Unterrich­

terteilung als auch im Exerzierdienst, d. h. Komman­

dosprache erst recht. Hier fühle ich mich 100 Prozent.“

Es waren – die in großen Teilen vom Vater übernom­

menen – Wesenszüge, die ihn Schlimmes ahnen lie­

ßen, glaubte er doch, „dass man mir wegen meines

Verhaltens gegen Vorgesetzte einen Strick dreht“:

„Die Ausbilder wirken bei mir nämlich öfter auf die

Lachmuskeln.“ Offenbar war Günther nie um einen

lockeren Spruch verlegen. Als er beispielsweise in der

Kantine nach seinem Namen gefragt wurde, buch­

stabierte er „wie gewöhnlich“: „R wie Rindvieh, zwei­

mal O wie Ochse und S wie Sau.“ Das, so beklagte er

im Tagebuch, habe man als „Frechheit“ aufgefasst und darüber

eine Meldung gemacht, die ihm dann als Strafe einen zusätz­

lichen Wachdienst bescherte. Alle Bedenken waren jedoch

grundlos: Günther bestand den Lehrgang und trat – stolz, zu­

gleich endlich auch zum Gefreiten befördert worden zu sein –

seinen Urlaub an.

Seinen Aufenthalt in Brühl fasste er, weil er sein Tagebuch in

Celle vergessen hatte, im Rückblick knapp so zusammen: „Es war

herrlich. Zivil an, Ruhe, auf dem Sofa liegen und lesen und träu­

men, kurz, das Militär war für einige Zeit total vergessen.“ Den­

noch kehrte er gern in die Kaserne nach Celle zurück. „Es ist

eine Lust zu leben“, hieß es hier am 21. Juni und zwei Tage später

befand Günther, dass das „Leben mit jedem Tag schöner“ werde.

In solche Töne eines in der sicheren Kaserne stationierten Soldaten

221 /

Günthers Mutter Elisabeth Roos

(in der Tür links) im Luftschutzkeller

in Brühl, 1943

222 /

Die Teilnehmer des ROB-Lehrgangs

in Celle, Ende Mai 1943. Günther

Roos in der 2. Reihe, 5. v. l.

221

222

1943:„Als Soldat gehöre ich nur noch meinem Führer!“

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1943