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als Werkschutzleiter bei den Leuna-Werken in Mag-

deburg in der ersten Jahreshälfte 1943, sollte die Tä-

tigkeit in Frankreich, zuletzt in Paris, bis in den

September 1944 hinein währen.

Während sich der berufliche Weg zwischen 1938

und 1944 nachzeichnen lässt, muss völlig offenblei-

ben, wie es Familie Roos gelang, die davorliegende

Zeit der erneuten Arbeitslosigkeit finanziell zu über-

brücken. Rücklagen dürften nach den so grandios

gescheiterten beruflichen Experimenten des Familien-

oberhauptes kaum noch vorhanden gewesen sein,

während Anton und Elisabeth Roos weiterhin ver-

suchten, die gutbürgerliche Fassade aufrechtzuerhalten. Immer-

hin reichte das finanzielle Polster weiterhin dafür aus, für beide

Söhne das Schulgeld für den Besuch des Gymnasiums aufzu-

bringen. Auch sonst lebte man, folgt man den Quellen und der

Erinnerung von Günther Roos, nicht schlecht, sodass die Ver-

mutung naheliegt, dass in Zeiten wirtschaftlicher Engpässe die

Die Organisation Todt (OT)

Mithilfe umfassender Dienstverpflichtungen wurde – ohne gesetzliche Grundlage und offizielle

Verordnung – ab dem 28. Mai 1938 unter Leitung des „Generalinspekteurs für das deutsche

Straßenwesen" Fritz Todt eine Bautruppe aufgestellt und mit der Fertigstellung des „Westwalls“

an der deutsch-französischen Grenze beauftragt. Der Zuständigkeit der Wehrmacht entzogen,

wurde die nach ihrem Leiter bald als „Organisation Todt" (OT) benannte Einrichtung danach mit

Bau und Unterhalt militärischer Anlagen betraut, wobei sie sich durch das effektive Zusammen-

wirken von Bauverwaltungen, privaten Firmen und bis Kriegsbeginn 1939 auch des Reichs­

arbeitsdienstes (RAD) zur kriegswichtigsten Organisation außerhalb von Wehrmacht und Schutz­

staffel (SS) entwickelte.

Nach Beginn des Krieges wandelte sich die OT in eine militärisch gegliederte Bauorganisation,

die sich um die Instandsetzung von Brücken, Eisenbahnlinien und Straßen im Deutschen Reich

und in besetzten Gebieten kümmerte, wo sie auch eine effektive Nutzung dort vorhandener

Ressourcen für die deutsche Kriegswirtschaft sicherstellen sollte. So legten OT-Einsatzgruppen

nach dem Überfall auf die Sowjetunion ab Sommer 1941 dort große Durchgangsstraßen an,

wozu auch viele Zwangsarbeiter aus der ortsansässigen Bevölkerung eingesetzt wurden.

Auf Befehl Hitlers begann die OT, die seit Herbst 1940 an der französischen Westküste zunächst

U-Boot-Stützpunkte errichtet hatte, ab Dezember 1941 mit dem Ausbau des „Atlantikwalls“,

einer Linie verbunkerter Artillerie- und Verteidigungsstellungen an der westeuropäischen Küste,

wobei deren aufwendiger Bau einen hohen Personaleinsatz erforderte. Auf dem Höhepunkt der

Arbeiten am „Westwall“ erst etwa 430 000 Mann stark, zählte die europaweit tätige Bautruppe

Ende 1944 dann fast 1,4 Millionen Arbeitskräfte, unter ihnen jedoch lediglich rund 60000 Deutsche,

und befehligte ein Heer ortsansässiger Arbeiter, ab 1942 aber auch ungezählter KZ-Häftlinge

und Kriegsgefangener.

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Anton Roos 1939 in Trier

Der Vater

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