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sondern zementierte, befeuert durch die

unablässige Propaganda, die Kriegsbe-

reitschaft in den jungen Köpfen.

Zumindest war das bei Günther Roos

der Fall, der am 27. November 1941 in

sein Tagebuch notierte: „Heute will ich

einmal etwas über die Zeitgeschichte be-

richten. Am Samstag traf eine schreckli-

che Nachricht ein. Nachdem kurz zuvor

Generaloberst Udet, der Waffenmeister

des Heeres, bei der Erprobung einer neu-

en Waffe abgestürzt ist, stürzte jetzt

Oberst Mölders, unser Mölders, der Sie-

ger in 115 Luftkämpfen, tödlich ab. Wir

verlieren in ihm ein Heldenideal. Aber

ich hätte mir nicht vorstellen können,

dass dieser Mann eines natürlichen

Todes gestorben wäre. So lebt er als unbe-

siegter Held, als unser Siegfried oder Bal-

dur ewig weiter.“

Schock: Überfall auf die

Sowjetunion

Die Wochen vor dem Überfall auf die So-

wjetunion am 22. Juni 1941 waren von

großer Unsicherheit und zahlreichen fal-

schen Prognosen beherrscht. „Es wird

allerhand von einem Krieg mit Russland

gemunkelt“, hatte Günther Roos bereits

am 5. Mai in seinem Tagebuch festgehal-

ten, zugleich aber betont, dass er solchen

Gerüchten keinen Glauben schenke,

Werner Mölders oder „große“ U-Boot-Kommandanten wie eben der im März

1941 ums Leben gekommene Günther

Prien waren die Idole der Jugend und

wurden seitens der NS-Propaganda in

Wort, Bild und Ton in praktisch jedes

deutsche Wohnhaus und in jedes Klas-

senzimmer getragen. Die Ideologisie-

rung des Denkens und Handelns kannte

gerade in Zeiten des Krieges keine Gren-

zen mehr und dürfte sehr viele Jugendli-

che – unter anderem durch das Pro-

gramm der „Jugendfilmstunden“ – er-

heblich beeinflusst haben. Und selbst der

Tod solcher für Jugendliche unantastba-

ren Heroen führte nicht etwa zu Verun-

sicherungen, Nach- oder gar Umdenken,

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Für die Trauerfeier am

21. Juni an der Karlshalle

nahm sich Günther

schulfrei: „Es war eine

riesige Beerdigung.

Ganz Brühl war auf den

Beinen.“

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1941: „Ein neues, starkes Volk wächst heran. Und ich bin dabei!“