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Währungsreform

Die ersten Nachkriegsjahre waren von katastrophalen Wirtschaftsverhältnissen, Hunger

und Not geprägt. Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs waren streng rationiert

und nur gegen Bezugsscheine erhältlich. Schwarzmarkt und Tauschwirtschaft blühten.

Um den Wiederaufbau und die wirtschaftliche Stabilität Westdeutschlands zu gewährleisten

sollten die Westzonen in ein US-amerikanisches Hilfsprogramm, den Marshallplan, einbe­

zogen werden. Eine Vorbedingung hierfür war eine Währungsreform, weil einer großen

Menge weitgehend wertlosen Geldes nur ein geringes Warenangebot gegenüberstand –

nicht zuletzt deshalb, weil in Erwartung einer solchen Reform Waren massenhaft gehortet

wurden.

Obwohl die Westalliierten die Währungsumstellung unter strenger Geheimhaltung planten,

führten die Gerüchte über den bevorstehenden Schnitt zu einem endgültigen Vertrauens-

verlust gegenüber der alten Reichsmark: Waren wurden noch stärker zurückgehalten

und die Lebensmittelversorgung verschlechterte sich rapide. Am 18. Juni 1948 wurde

schließlich die Durchführung der Reform bereits für den 20. Juni 1948 angekündigt. Jeder

Einwohner der drei Westzonen erhielt zunächst 40 DM „Kopfgeld“, Löhne und Mieten wurden

eins zu eins umgetauscht, Sparguthaben entwertet.

Die Auswirkungen der Währungsreform waren gravierend: Politisch wurde die deutsche

Teilung durch die D-Mark-Einführung in den Westzonen vertieft. Wirtschaftlich zeigte

sich hingegen umgehend Erstaunliches: Schon am 21. Juni waren die zuvor gähnend

leeren Schaufenster mit zurückgehaltenen Waren gefüllt. Mit der Währungsreform wurde

der Grundstein für die Erfolgsgeschichte der D-Mark gelegt, und die im Oktober 1949

gegründete Bundesrepublik ging einem phänomenalen Wirtschaftsaufschwung entgegen –

dem deutschen „Wirtschaftswunder“.

rasenden Flamme auflodern. Ich habe

heute Angst davor, und schon bei dem

Gedanken an dieses Morden fasst mich

ein unendlich tiefes Grauen. Nur kein

Krieg mehr. Friede, endlich einmal Friede!

Danach sehnen wir uns alle, darauf war-

ten wir, das ist unsere Hoffnung. Gebt

uns endlich Frieden, damit das Elend ein

Ende hat!!! Friede, Glück!!“

[

Û

74]

Trotz aller Kriegsgefahr stabilisierte

sich das öffentliche Leben in den West­

zonen zusehends, woran die auch von

Günther Roos lang ersehnte Währungs­

reform erheblichen Anteil hatte. „Hof-

fentlich kommt sie bald“, notierte er am

1. Juni 1948, „damit man mal wieder in

die Zukunft disponieren kann“, auch

wenn das Leben dadurch sicherlich zu-

nächst „schwerer“, in jedem Fall aber

auch „sinnvoller“ würde. Und zwei Wochen

später brachte er folgende Beobachtung

zu Papier: „Thema Währungsreform. Alles

steht Kopf, die Nerven sind zum Zerrei-

ßen gespannt. Ist es überhaupt nötig, die

Menschen so durcheinanderzubringen?

Zu kaufen gibt es nichts mehr, und jeder

versucht noch, sein Geld loszuwerden.

Einfach verrückt.“ Am 19. Juni berichtete

Günther: „So, es ist so weit! Die Wäh-

rungsreform ist da. Morgen ist das alte

Geld ungültig. Ab morgen werden wir

alle arme Schlucker sein. Die letzten

Tage waren Zustände wie in einem Toll-

haus.“ Bei aller damit verknüpften Unsi-

74 Ü Der Film: „Und finden dereinst…“

Erste Nachkriegsjahre: „Mein Ziel ist der Aufbau einer Existenz.“

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