Table of Contents Table of Contents
Previous Page  188 / 300 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 188 / 300 Next Page
Page Background

dem Ärmel. Hipp war ein Mitglied des

SD, des Sicherheitsdienstes, und ich war,

ohne es zu bemerken, ein Zuträger und

Spitzel für die Gestapo geworden!“

Zumindest im Rückblick erscheint

eine solche Blauäugigkeit erstaunlich,

denn Günther wurde umgehend für Hipp

aktiv – und zwar nicht nur im Streifen-

dienst. Vielmehr besuchte er bereits am

2. Februar 1942 den freiwilligen Reli­

gionsunterricht, den Robert Grosche

als Pfarrer im Ortsteil Brühl-Vochem

erteilte. Im Rahmen dieser Religions-

stunden wurde unter anderem Alfred

Rosenbergs

Mythus des 20. Jahrhunderts

gelesen, weshalb seine Anwesenheit, so

Günther Roos rückblickend, „dienstlicher“

Natur gewesen sei: „Über den Inhalt

musste ich dem Streifendienstführer Hipp

berichten.“

Günther Roos war in kurzer Zeit zu

einer Art „Multifunktionär“ geworden:

Jungstammführer, aktives Mitglied des

Brühler HJ-Streifendienstes und darüber

hinaus noch – wenn vielleicht zunächst

auch ohne das selbst zu realisieren – „V-

Mann“ des Sicherheitsdienstes der SS und

somit Denunziant.

„Skilager“ in Elsenborn

Seine neuen Brühler Tätigkeiten, auf die

an späterer Stelle ausführlicher einge­

gangen werden soll, wurden kurz, aber

abrupt durch seine erste Teilnahme an ei-

nem Wehrertüchtigungslager unterbro-

chen. Am Morgen des 17. Februar 1942

machte er sich mit seinen Klassenkame-

raden auf den Weg nach Elsenborn, wo

die preußische Armee Ende des 19. Jahr-

hunderts einen Truppenübungsplatz an-

gelegt hatte, der nach zwischenzeitlicher

Nutzung durch die belgische Armee ab

Mai 1940 der Wehrmacht als Ausbil-

dungszentrum diente. Hier wurden nor-

malerweise Rekruten geschult, ehe sie an

den Fronten eingesetzt wurden. Zumin-

dest im Winter 1941/42 diente das Lager

darüber hinaus der unter schulischer

Aufsicht stehenden jugendlichen Wehrer-

ziehung, wobei ganz offenbar die Vorbe-

reitung auf den Winterkrieg an der Ost-

front im Mittelpunkt stand.

In Elsenborn sahen sich die meisten

Schüler erstmals mit militärischen Struk-

turen und dem dazugehörigen Befehls-

ton konfrontiert. Als man abends gegen

18 Uhr nach langer Fahrt und anschlie-

190

190 /

Gruppenfoto im „Skilager“ Elsen-

born, Februar 1942. Günter Roos

(zwischen den gekreuzten Skiern

rechts) mit einem Teil seiner Klasse.

Zum Foto notierte er: „Die Wehr-

machtsuniform steht uns schon

ganz gut.“

1942: „Macht will ich haben! Alle sollen mich lieben oder fürchten.“

186